Kirchenkonzerte, 09./10. November 2019
Zum Abschluss des äusserst erfolgreichen Jahres präsentierte die Musikgesellschaft Melchnau an ihren Kirchenkonzerten unter der Leitung von Wolfgang Nussbaumer einen Querschnitt durch 187 Jahre Musikgeschichte. Den Beginn machte das Stück «Auryn» des Komponisten Marco Nussbaumer. Dieses ist nach dem «Glücksbringeramulett» aus der unendlichen Geschichte von Michael Ende benannt. Der Bruder des Dirigenten der Melchnauer Musikgesellschaft komponierte das Stück für den Verband der bernischen Jugendmusiken, dessen musikalischer Leiter Marco Nussbaumer ist.
Das fröhliche und leichte Eingangsstück «Into your Eyes» des belgischen Komponisten Kevin Houben bildete den Auftakt zum Jahreskonzert. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Nielse Concert Band 2018 wurde dieses ruhige Stück erstmals aufgeführt. Einer der Höhepunkte der Kirchenkonzerte in Melchnau folgte mit dem Stück «Concertino for Flute», welches Cecile Chaminade 1902 als Wettbewerbsstück komponierte.
Die einst weltbekannte Flötenschule des Pariser Konservatoriums gab das Stück der damals 45-jährigen Pianistin in Auftrag. In der Melchnauer Kirche stand die Prüfung Annina Gammenthaler bevor: Die Querflötistin zeigte in ihrem eindrücklichen Solo ihr grosses Können: Sie spielte das sehr melodiöse und zügige Stück scheinbar ohne zu atmen.
Während längeren Teilen setzte gar die Begleitung des Orchesters aus, so dass alle Augen und Ohren nur auf Gammenthaler gerichtet waren.
Bilder einer Ausstellung
Mit fünf Ausschnitten aus dem ursprünglich als Klavierzyklus komponierten Stück «Bilder einer Ausstellung» folgte ein weiterer Höhepunkt. Der russische Komponist Modest Mussorgski komponierte 1874 in Erinnerung an seinen Freund, den Maler und Architekten Viktor Hartmann, die zehn Sätze, in denen der Betrachter von Bild zu Bild in der Gedenkausstellung geht. Die Musikgesellschaft spielte etwa das Bild der Hütte der Baba-Jaga, einer Hexe aus der slawischen Mythologie, welche in einer Hütte auf Hühnerbeinen lebt. Wer ahnungslos an der Hütte vorbeiziehen wollte, wurde angeblich hineingezogen und gefressen. Dem wilden Bild der Hexe folgte der Satz «Das Grosse Tor von Kiew», einem Stadttor, welches Hartmann für die Stadt Kiew zeichnete, in der gar eine Kirche eingebaut ist. Entsprechend läuteten die Röhrenglocken der Musikgesellschaft und untermalten die wohl majestätische Grösse des nie gebauten Tors.
Letzte Moderation
Mit «Year of the Dragon» des englischen Komponisten Philip Sparke machten die Musikantinnen und Musikantinnen einen Schritt in die jüngere Vergangenheit und noch weiter in den Osten: Das Stück thematisiert das chinesische Tierkreiszeichen des Drachens und wurde 1985~ uraufgeführt. Der zweite Satz aus diesem Stück sei der schönste, wusste der Präsident Pascal Schüpbach.
Dieser verabschiedete an dieser Stelle Edith Lüthi, welche seit über zehn Jahren die verschiedenen Konzerte der Musikgesellschaft Melchnau moderierte. «Heuer ist das letzte Mal, dass sie sich vorgängig intensiv mit den Stücken auseinandersetzt und unsere Proben besuchte», erklärte Schüpbach. «Zum Vergleich: Der EG Sion hatte in dieser Zeit nicht weniger als 30 Trainer», bemerkte der Präsident. Zum Abschluss spielte die Blasmusik
die Ouvertüre der Oper «Die Felsenmühle» des deutschen Komponisten Carl Gottlieb Reissiger. Angeblich sei die Musik bei der Uraufführung gut angekommen, hingegen sei das Werk des Dichters so langweilig gewesen, dass nach der Uraufführung nur noch zwei Aufführungen in Dresden folgten.
Drei Nüsse für Aschenbrödel
Nach langem und verdientem Applaus belohnte die Musikgesellschaft Melchnau ihre Zuhörer mit dem «Slawischen Tanz Nr. 8» und der Titelmusik des Films «Drei Nüsse für Aschenbrödel» und stimmte das Publikum so bereits auf die Vorweihnachtszeit ein.
Patrik Baumann, Unter-Emmentaler, 12.11.2019
Solistin Annina Gammenthaler